- 351 -
1214 - - , Breslau.
Herzog Heinrich I. löst mit Zustimmung seines Sohnes Heinrich (II.) den Jahrmarkt vor der Breslauer Vinzenzkirche ab, indem er dem Vinzenzstift andere Markteinkünfte zuweist, und verleiht den hospites des Stiftes in Kostenblut und Viehau deutsches Recht, wie es in
Neumarkt gilt.
Angebliches Or. dep. Breslau St.A. Rep. 67 Nr. 13a (A).
Mon. Pol. Pal. Tafel 61. - Tzschoppe-Stenzel Nr. 3; Schirrmacher, UB der Stadt Liegnitz Nr. 3 (Auszug); Korn, UB Nr. 2; Haeusler Nr. 23; Meinardus, DQ 2, 370 und DQ 8, 53 (Auszüge); Schulte, Z. 47, S. 224; Kötzschke, Quellen zur Geschichte der ostdeutschen Kolonisation2, S. 83 Nr. 47; Mal. 2, Nr. 248. - SR 165; CDS 4, S. 3 Nr. 1; CDS II/1, Nr. 56; Santifaller, MIÖG 15. Erg.Bd. S. 230 Nr. 166 und S. 297 Nr. + 15.
Fälschung etwa aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, vgl. Appell, Das Breslauer Vinzenzstift und das Neumarkter Recht, ZfO 9, 1960, S. 217 ff. Die Schrift gehört eher der Mitte des 13. Jahrhunderts an als dem angeblichen Ausstellungsjähr 1214; sie ist schulverwandt, aber nicht identisch mit jener Hand des Vinzenzstiftes, die die Urkunden der Äbte Albert und Silvester aus den Jahren 1240 und 1248 (SR 554 und SR 669) geschrieben hat. Der Nachweis der Fälschung ergibt sich aus inhaltlichen und textkritischen Argumenten. Die Zustimmung Herzog Heinrichs II. ist für 1214 unmöglich. Der Wortlaut des Textes beruht fast zur Gänze auf zwei Vorlagen; der erste Teil (von Notum sit bis percipiant) ist abgesehen von dem Anfangsbuchstaben des Namens Herzog Heinrichs II., der Ortsangabe in Wratislavia und der Erwähnung der Märkte Oels, Domslau und Liegnitz aus der echten Urkunde Herzog Heinrichs I. für das Vinzenzstift vom Jahre 1232 über die Ablösung des bis dahin, nicht nur bis 1214, vor der Stiftskirche abgehaltenen Vinzenzmarktes (SR 373) ausgeschrieben. Die rechtlichen Bestimmungen des zweiten Teiles (von Addidimus an) stimmen wörtlich mit der Verleihung deutschen Rechtes an das Stiftsdorf Polsnitz (oben Nr. 293) überein; dabei wurden allerdings die für das Stift ungünstigen Bestimmungen, die den Dörfern der Prämonstratenser von St. Vinzenz und der Augustiner Chorherren auf dem Breslauer Sande die Verpflichtung zur Leistung des Herzogskornes, zum Burgenbau und zum Heeresdienst auferlegten, weggelassen und die Satzungen über die Gerichtsbarkeitsverhältnisse zugunsten des Stiftes abgeändert. Schulte (Z. 47, S. 239) konnte darlegen, daß die Zeugenliste für 1214 unmöglich ist; sie gehört vielmehr in die Jahre 1222-27 (Appelt a. a. O. S. 223) und muß einer echten Urkunde dieser Zeit entlehnt sein. Dabei könnte es sich um eine Verleihung deutschen Rechtes an Kostenblut gehandelt haben, die sich vielleicht desselben, zuerst im Sandstift ausgebildeten Formulars bediente wie Nr. 293. Dann wäre nicht letztere Urkunde, sondern ein Deperditum Herzog Heinrichs I. für das Vinzenzstift betreffend Kostenblut aus den Jahren 1222-27 als zweite Vorlage der Fälschung zu betrachten. - Schulte, der der Urkunde eine eigene verdienstvolle Abhandlung widmete (Kostenbluth. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung, Z. 47, S. 209 ff.), wollte die Fälschung in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts setzen, weil sie im Jahre 1375 vom Breslauer Hauptmann Thimo von Kolditz beglaubigt wurde (a. a. O. S. 255; Or. Breslau St. A. Rep. 67 Nr. 521). Dieser Zeitansatz ist jedoch aus paläographischen Gründen unmöglich. Hingegen gehört eine unbeglaubigte deutsche Übersetzung (Breslau St.A. Rep. 67 Nr. 13 b) der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an. - Maleczyñski 2, S. XVII und S. 304 Anm. a rechnet mit der Möglichkeit, daß die Schrift dem Notar Nikolaus, Gründer von Heinrichau, zugewiesen werden könnte, doch hält diese Hypothese einer paläographischen Überprüfung nicht stand. Anlaß zu dieser Vermutung gab wohl unter anderem die Nennung des Notars Nikolaus in der Zeugenliste, von der jedoch feststeht, daß sie sich aus der Benützung einer echten Vorlage erklärt. - Dorsualvermerk des 15. Jahrhunderts: privilegium, quod monasterium percipiat nonum forum de omnibus foris ad Wratislaviam pertinentibus pro annuali foro, quod fiebat ante atrium monasterii. - Welch hohen rechtlichen Wert die Urkunde für das Stift besaß, ergibt sich aus einer Eintragung in der Matrica, Breslau St.A. Rep. 135 D 90 I, fol. CLIX alt: Item ex illa clausula contenta in predicto privilegio: "Reliquas vero appellaciones scultetus iudicabit" elicittir, quod homines in Costemplotz non debent citari ad iudicium in Wratislavia neque in Nouoforo, ut hoc patet ex transsumpto nobilis Thimonis de Koldicz, cuius tenor sequitur.
In nomine patris et filii et spiritus sancti amen. Notum sit omnibus presentibus et futuris, quod nos H(einricus) dei gratia dux Zlesie presente filio nostro et consentiente H(enrico) fecimus commutationem cum domino abbate A(lardo) beati Vincentii in Wrat(islavia) et conventu ipsius pro foro, quod fiebat ante atrium ecclesie eiusdem annuali, ita quod de omnibus foris ad castrum nostrum Wratislaviense pertinentibus nonum forum singulis annis percipiant ad usus ecclesie memorate, sicut in Oleznic, in Domezlau et in Lengnic et si qua fora de novo creata fuerint, de ipsis similiter nonum forum percipiant. Addidimus siquidem ad petitionem eius et sui conventus ius Theuthonicale hospitibus eorum manentibus in Costemlot et in Ueoue, sicut est in Nouoforo, ut sint liberi ab angariis, que fieri solent Polonis secundum consuetudinem terre, que vulgo dici solent pouoz, preuod, slad, preseka et a solutionibus, que solent exigi, sicut est strosa, poduoroue et hiis similia. Graves causas nos iudicabimus scilicet capitales, de quibus dominus abbas terciam partem a nobis recipiet. Reliquas vero apellationes sculthetus iudicabit, quodsi iniuate iudicaverit, coram nobis respondeat, Ne quis vero ausu temerario hanc libertatem infringere pres[um]pserit, presenti pagine sigilli nostri munimen appendimus. Acta sunt hec anno domini M°CC°X°IIII°, in Wrat(islavia), presente domino episcopo Laurent[i]o, Petro preposito, comite Stephane, comite Henrico, Nicolao notario, Henrico, Crisano, Lupo. Nazlao et pluribus aliis.
Siegel Herzog Heinrichs I. an Seidenschnüren, wahrscheinlich mißbräuchlich angehängter echter Abdruck des Typars B, siehe Nr. 93; vgl. Nehmiz, Besiegelung S. 10 Anm. 19 und S. 16.
Schlesisches Urkundenbuch, Herausgegeben von der Historischen Kommission für Schlesien, Zweiter Band: 1. Lieferung 971 - 1216, 1963; 2. Lieferung 1217 - 1230, 1968; 3. Lieferung Fälschungen und Register, 1971; Bearbeitet von Heinrich Appelt, Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Wien-Köln-Graz
Zamknij okno - Schließe das Fenster
|